Wallfahrten im 19.+20.JH

1985: 20. Männerwallfahrt der Pfarre Frauenkirchenein Bericht aus dem Pfarrblatt Juli 1985

Pfarrblatt-juli85-04Pfarrblatt-juli85-05ZahlreicheFotos wurden uns von den Fotokünstlern Josef und Arnold Samuel zur Verfügung gestellt. Hier eine kleine Auswahl:

Wallfahrt Foto Josef Samuel

Andräer Wallfahrer

15. 8. 1956 Frauenkirchen Josef Samuel

Aus Erzählungen, Aufzeichnungen und Büchern

Vor 1921, dem Anschluß des Burgenlandes zu Österreich, kamen am 7. September, dem Vorabend des großen Frauentages, aus nah und fern Fußwallfahrer  nach Frauenkirchen, Pilger aus vielen Teilen der Monarchie. Fast immer war ein Pferdewagen für die mitgenommene Verpflegung und für Kranke dabei. In Frauenkirchen  verbrachten viele Pilger die Nacht zum 8. September in der Gnadenkirche, andere in Scheunen oder in in  einem Gasthaussaal. Eine Gruppe war stets in der Kirche, wo abwechselnd ungarisch, slowakisch, kroatisch und deutsch gesungen und gebetet wurde.  Am  frühen Morgen des 8. September versammelten sich tausende Pilger  vor der  Mariensäule am Kirchenplatz. Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges pilgerten Österreicher, Ungarn, Kroaten und Slowaken aus zahlreichen Gemeinden zu Fuß oder mit ihren Karren nach Frauenkirchen. Nach 1945 lebte die Wallfahrt nach Frauenkirchen wieder auf. Tausende Wallfahrer kommen zu den großen Wallfahrtstagen zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit PKW, Bussen und auch mit dem Zug aus nah und fern zur Gnadenmutter “Maria auf der Heide”.

Dr. Sepp Gmasz*) stellte uns folgendes Zitat aus der Hauschronik des Leonhard Fleischhacker zur Verfügung.

Fleischhacker war Mitte des 19. Jahrhunderts der Begründer der legendären „Bauernkapelle Fleischhacker“ in Illmitz. Das Zitat bezieht sich auf die Austrocknung des Sees und ist in der Originalschrift wiedergegeben:

Im Jahre 1863 verlor sich das wasser auf den See, sodaß man mit keiner Zille mehr darüber fahren konnte. Auch die Fische und alles was sich darin befand starb heraus, man hoffet daß er ganz troken wird.

 Im Jahre 1868, den 2ten Oktober, gingen die Groissbacher nach Maria-Frauenkirchen wahlfarten gerade über den See nach Illmitz, wo sie in unserer Kirche feierlich eingeläutet wurden. Der Hw.Pfarrer gab ihnen den Segen und sie gingen dan um den Altar und opferten. Den 3ten gerade am Rosenkranzfest traten sie ihre Rückreise denselben weg an.

 *) Dr. Sepp Gmasz wurde 1949 geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Frauenkirchen. Sepp Gmasz war Mitbegründer der erfolgreichen Frauenkirchner Musikgruppe „Brau Buam“ und ist bis heute aktiver Musiker. Er war Jahrzehnte lang Leiter der Volkskulturabteilung im ORF-Landesstudio Burgenland. Als Volkskundler und Historiker hat er mehrere Bücher herausgegeben, darunter auch gemeinsam mit seinem Vater die Frauenkirchner Stadtchronik. Sepp Gmasz lebt heute in Neusiedl am See und ist hier unter anderem als Leiter des Neusiedler Stadtarchivs tätig.

 Ein Bericht aus dem ungarischen St.Peter

Zur Wallfahrt nach Frauenkirchen (Originaltext von Karoly Wennesz)

Der  8. September: Maria Geburt war ein großer Feiertag

Alle Jahre sind die „Sanktpeterer“ nach Frauenkirchen gepilgert. Zu dieser Wallfahrt nach Frauenkirchen brach man bereits am 7. September und zwar am Nachmittag auf. Man hatte 3 Stunden zu gehen. Der Herr Pfarrer begleitete die Prozession bis ans Dorfende. Hier nahmen sich dieser die Vorbeter und Vorsänger an. Unterwegs wurde bei einem der Ziehbrunnen (bei der Haidkapelle) eine Pause eingelegt. Man bedurfte der Erholung und Erfrischung, vielleicht entschloss man sich zu einem Imbiss, welcher im „Brotsackl“ mitgenommen wurde. Nach einer kurzen Pause ging der Weg bei andächtigem Beten und Singen weiter. Die Verpflegung wurde übrigens für die Dauer der Wallfahrt von zu Hause mitgenommen. In der Gastwirtschaft vergönnte man sich höchstens ein Getränk und wenn man „verschwenderisch“ veranlagt war, dann reichte es noch für ein Gulasch oder Wurst. Das Eintreffen der Prozession war ziemlich genau berechenbar, so dass die Wallfahrer von einem der Franziskaner-Patres abgeholt und in die Kirche begleitet wurden. Hier gab es eine Andacht mit Beichtgelegenheit und alle, ob männlich oder weiblich, konnten ihre schweren Sünden, welche sie dem eigenen Herrn Pfarrer nicht anvertrauen wollten, bei einem Pater „abladen“. Es gab daher etliche, welche von einer solchen Wallfahrt erleichtert heim kehrten. Es soll aber auch vorgekommen sein, dass manche Burschen oder Mädchen zur Sünde verleitet wurden. Wie es im Leben schon so ist: böse Zungen  behaupten manches, von dem zu sagen wäre, wer weiß, ob es auch wahr ist. Als Schlafstätte der Wallfahrer war nämlich Stroh in einem „Stodl“ eines Bauernhauses – unweit der Kirche – vorbereitet, zumal man unter sich bleiben wollte, weil man zusammengehörte und alle Andachten gemeinsam zu vollziehen waren. Während der Nacht ging es recht lustig zu, die Jungen hatten sich allerhand zu erzählen, wollten sich aussprechen, zumal man selten so gemütlich und in solcher Anzahl beisammen war.

Am frühen Morgen gab es gegen geringes Entgelt – oder umsonst – im Bauernhof warme Milch oder Milchkaffee und ein Stück Brot. Wollte jemand etwas anderes dazu essen, bediente man sich des „Brotsackl“, worin sich wahrscheinlich einige gekochte Eier, Wurst oder Geselchtes oder ein Backhuhn befanden. Mit dem gemeinsamen Gang zur Kirche fing der Tag schon frühzeitig an. Man hatte Gelegenheit, mehrere Messen zu hören. Bald nach dem Mittagessen ging es nochmals in die Kirche zur Litanei und hernach hieß es von Maria, Mutter auf der Heide Abschied zu nehmen. Nach der Litanei begleitete ein Pater die Wallfahrer aus Frauenkirchen, erteilte ihnen zum Abschied seinen Segen und kehrte zur Kirche zurück. Die Vorbeter und Vorsänger übernahmen wieder ihr Amt und brachten die Prozession singend und betend näher zum heimatlichen Ort. Sie wurden abermals vom Herrn Pfarrer in Begleitung der Ministranten und des Schulmeisters mit den „Singa-Menscha“ (Sänger-Mädchen) empfangen und in die Dorfkirche begleitet. Hier gab es noch eine kurze Andacht und allmählich neigte sich der Tag seinem Ende zu.

Karl Wennesz von Sanktpeter*

*Karl Wennesz, 1927 in St.Peter, Ungarn geb., lebt seit seiner Kindheit in St.Peter. Er besuchte die Mittelschule und Universität in Ungarisch Altenburg, musste aber mehrere Jahre als Schmied und Müller arbeiten. Bis zu seiner Pensionierung war er 25 Jahre Amtmann in seiner Heimatgemeinde Janossomorja (St.Peter wurde mit anderen Orten vereint).
 

Maria RASS*) erzählt :

Ich bin in Parndorf aufgewachsen. Als Kinder haben wir in den frühen 20er-Jahren immer zur Zeit um den 8. September die aus der Slowakei kommenden Wallfahrer beobachten können, die mit ihren langen Leiterwagen (bei uns hat es so lange Leiterwägen nicht gegeben) durch Parndorf pilgerten. Hier wurde eine ca. einstündige Rast zur Versorgung der Tiere (Ochsen- und Pferdegespanne) gemacht. Auch die Pilger waren für frisches Wasser dankbar. Singend und betend zogen die slowakischen Pilger weiter zu ihrem Ziel: Zur  Gnadenmutter Maria auf der Heide in Frauenkirchen.

*)Maria Rass wurde 1913 in Parndorf geboren und heiratete 1938 nach Frauenkirchen, wo sie 2012 verstarb.

 

der Altbürgermeister von Illmitz, Johann Fleischhacker, stellte uns folgende Aufzeichnung aus der Chronik seines Urgroßvaters Leonhard Fleischhacker zur Verfügung (ein Teil davon wurde uns bereits von Dr. Sepp Gmasz zur Verfügung gestellt):

Im Jahre 1869 den 19ten März war die Deputierten Wahl in Ungarisch Altenburg, wobei H. Schmidt Endre von St.Johann unterdrückt wurde, und H. Janjkovitsch Antal den Sieg erhielt und Kandidat wurde.  

In diesen Jahr im Monat Juli und August wurde von Illmitz gerade über den See nach Kroisbach und von dort nach Ödenburg mit den Fruchtwägen gefahren.

In diesem Jahr den 2ten Oktober gingen die Kroisbacher nach Frauenkirchen walfahrten gerade über den See nach Illmitz, wo sie in unserer Kirche feierlich eingeläutet wurden, und dort gab ihnen der H. Pfarrer den hl. Segen und sie gingen dazu um den Altar und opferten.

Und am 3ten gerade am Rosenkranzfest traten sie ihre Rückreise denselben Weg an.

In diesen Jahr den 17ten bis letzten November wurde der N.See zertheilt fürs Wiselburger und Oedenburger Comitat wobei alle 2000 Klft. eine Seile mit Bürsten geschlagen wurde. Die Seile wurde 9 Schuh tief geschlagen.

*) Leonhard Fleischhacker war in diesen Jahren der „Kleinrichter“ in der Gemeinde Illmitz. Der Auszug ist im Originaltext wiedergegeben.

Die Berichte über Wallfahrten werden fortgesetzt